FAQ

In Rixdorf wird seit vielen Jahren über Verkehrsberuhigung diskutiert.
Warum es die Kampagne Kiezblock Rixdorf trotzdem braucht, haben wir hier aufgeschrieben.

Fallen mit dem Konzept auch Parkplätze weg?

Das Konzept sieht keine Umwandlung von Parkplätzen vor. Es kann aber notwendig sein an den Kreuzungen mit den Modalen Filtern einzelne Parkplätze weg zunehmen, damit dort Fußgänger:innen gut über die Straße kommen können. Wenn der Richardplatz oder der Esperantoplatz umgestaltet werden soll, sollte es aus unserer Sicht dazu eine Beteiligung geben, bei der auch über den Wegfall von Parkplätzen zugunsten attraktiver Plätze gesprochen werden sollte. Grundsätzlich wollen wir keine Parkplätze "aus Prinzip" reduzieren sondern nur wenn dadurch eine neue Nutzung z.B. für Rad- oder Fußverkehr möglich wird. Wir halten die Einführung von Anwohnerparken für sinnvoll, in der Kombination mit weniger Durchgangsverkehr würde sich dadurch die Situation für die Anwohner:innen mit Auto sogar deutlich verbessern.

Unmöglich finden wir die Falschparker, die eine Gefahr, besonders für Schüler:innen und ältere Menschen darstellen. Hier muss das Bezirksamt wesentlich stärker kontrollieren. (Stichwort digitale Parkraumüberwachung)

Da im Richardkiez nur etwa 20% der Menschen ein Auto besitzen sollten die öffentlichen Flächen dementsprechend gerecht aufgeteilt werden. Daten zum Parkraum in Neukölln.

Was ist ein Modaler Filter?

Ein Modaler Filter ist eine bauliche Trennung die nur die gewünschten Verkehrsarten passieren lassen. In der Regel kann der Kfz-Verkehr nicht durchfahren, der Fuß- und Radverkehr können den Filter jedoch problemlos queren. So ein Filter wird oft als verkehrsberuhigende Maßnahme eingesetzt um motorisierten Durchgangsverkehr zu verringern. Er kann z.B. mit Pollern oder Blumenkübel installiert werden. Um bestimmte Versorgungsfahrzeuge durch zu lassen kann auch ein klappbarer Poller mit Schlüssel genutzt werden.

Eine ausführliche Erklärung mit einigen Bildern findest du beim Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln.

“Wir haben doch bereits ein Konzept zur Verkehrsberuhigung”

Das Verkehrskonzept für den Richardkiez enthält keine Verkehrsberuhigung. In den Unterlagen lässt sich nachlesen, dass Durchgangsverkehr weiterhin bewusst zugelassen wird. Die Situation für Fuß- und Radverkehr wurde nicht verbessert. Die “Kissen” verlangsamen den Autoverkehr nur sehr punktuell. Tatsächlich ist zu beobachten, dass bereits nach einmaliger Überquerung eines Kissens viele Fahrer:innen beim nächsten Kissen nicht mehr so stark abbremsen. Zudem wird meist direkt nach den Kissen wieder stark beschleunigt, was die Gefährdung und Lärmbelastung sogar noch erhöht hat. Auch staut sich der Autoverkehr jetzt schon an vielen Stellen. Verlangsamung ist also nicht unser Kernproblem. Vielmehr muss der Durchgangsverkehr, der das Wohngebiet als Schleichweg nutzt, unterbunden werden.

“Es gab dazu bereits eine Bürger:innen-Beteiligung”

Es gab einen Beteiligungsprozess, das stimmt. Am Ende wurden viele Forderungen jedoch übergangen. Gefordert wurde bereits damals eine echte Verkehrsberuhigung, die den Durchgangsverkehr wirkungsvoll unterbindet. Auch wurde damals schon ein sinnvolles Konzept für den Lieferverkehr gefordert. Diese Punkte sind weiterhin wichtig und müssen dringend bearbeitet werden.

“Wir müssen erst das aktuelle Verkehrskonzept umsetzen, dann evaluieren und dann können wir in einigen Jahren über Maßnahmen sprechen”

Bereits jetzt ist absehbar, wie sich die Verkehrssituation ohne echte Verkehrsberuhigung entwickeln wird. Der Durchgangsverkehr wurde bewusst nicht herausgeplant - und wird daher auch nicht magisch verschwinden. Eine Evaluation abzuwarten, heißt die gefährliche Situation hier weiter zuzulassen.

“Der historische Ortskern muss erhalten bleiben”

Gerade für den Ortskern wäre weniger Durchfahrtsverkehr eine enorme Entlastung. Die Attraktivität des Ortes leidet unter den vielen Autos, der Lärm- und Luftverschmutzung. Das hat auch negativen Einfluss auf die anliegenden Geschäfte. Die historische Einrichtung des Platzes erfolgte einige hundert Jahre vor der Präsenz des Automobils. Ein historischer Ortskern würde daher bedeuten: gar keine Autos mehr.

“Dann kommen Feuerwehr und Krankenwagen nicht mehr durch”

Das Gegenteil ist der Fall. Die aktuelle Situation führt dazu, dass regelmäßig Einsatzfahrzeuge im Stau blockiert werden. Ein Kiezblock-Konzept, ggf. ergänzt mit umklappbaren oder versenkbaren Pollern, kann die Durchfahrt und Erreichbarkeit für Feuerwehr und Notärzte deutlich verbessern. Not- und Rettungsdienste Dienste sind darin geübt, Routenplanungen - zum Beispiel bei Baustellen - anzupassen, damit sie nach wie vor schnell am Ziel sind. Bei der Planung eines Kiezblocks muss das auf jeden Fall mitbedacht werden, ist jedoch auf jeden Fall gut möglich.

“Wo soll ich dann parken? Und was mache ich, wenn ich umziehen muss?”

Rixdorf bleibt weiterhin mit dem Auto erreichbar. Einzig unterbunden wird das “Abkürzen” durch den Kiez. Dies hat keinen Einfluss auf die Anzahl der Parkplätze. Es ist sogar davon auszugehen, dass weniger Fahrzeuge hier parken, da nur noch Anwohner:innen wirklich mit dem Auto hineinfahren.

“Das schließt Menschen aus”

Das Gegenteil ist der Fall. Zu Fuß und auf dem Rad wird es sicherer in Rixdorf. Das ist gerade für Kinder und ältere Menschen sehr wichtig. Alle, die auf ein Auto angewiesen sind, können auch weiterhin damit zu sich nach Hause fahren. In Neukölln sind 326 Kfz auf 1000 Einwohner:innen zugelassen, das sind deutlich weniger als bundesweit (569/1000). Der Großteil der Menschen hier ist also nicht mit dem Pkw unterwegs. Der Kiezblock macht es fairer für alle Bewohner.

“Die Sperrung der Schnalle ist bereits beschlossen, erstmal abwarten”

Die Sperrung der Schnalle ist nur ein einzelnes Element. Unser Kiezblock-Konzept bietet eine deutlich weiter gefasste Verkehrsberuhigung, welche die Verkehrsströme im gesamten Kiez betrachtet und sich nicht nur auf eine einzige Engstelle fokussiert. Die Schließung der Schnalle betrachten wir als eine Maßnahme unter vielen - und es gilt alle schnell umzusetzen.

“Die Autos verschwinden doch nicht. Sperrt man den Kiez, werden die Menschen an den Hauptstraßen zusätzlich belastet”

Studien zeigen: Wenn es unattraktiver wird, kürzere Strecken mit dem Auto zu fahren, entscheiden sich viele Menschen für andere Methoden. Der Effekt wird “Verkehrsverpuffung” genannt. Der Kiezblock ist ein zusammenhängendes Konzept, welches Schleichwege und Abkürzungen verhindert. Dadurch wird nach einer kurzen Phase der Umstellung auch das Verkehrsaufkommen weniger werden. Gleichzeitig müssen natürlich Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung an den Hauptstraßen getroffen werden. Wir fordern daher auch, dass an allen umliegenden Hauptstraßen nur noch 30 km/h gefahren werden darf. Dadurch wird der Lärm auch an den Hauptstraßen weniger werden.

“Wie sollen die Läden denn beliefert werden?”

In den Kiezblocks kann der Lieferverkehr weiterhin einfahren. Der Fahrweg verlängert sich gegebenenfalls um einige hundert Meter. Durch die geringere Menge an Durchgangsverkehr, werden die Bedingungen für den Lieferverkehr sogar noch verbessert. Es kommt zu weniger Staus und Konflikten bei der Belieferung. Zudem sollten in einem ganzheitlichen Kiezblock-Konzept klare Lieferzonen ausgewiesen werden, welche die Belieferung der Geschäfte deutlich komfortabler machen.

“Verkehrsberuhigung ist Gentrifizierung: Wenn ein Kiez attraktiver wird, werden ärmere Menschen verdrängt”

Warum soll bezahlbarer Wohnraum nur Hand in Hand mit Luftverschmutzung, Lärmbelästigung und gefährliche, vollgestauten Straßen gehen? Gerade ärmere Menschen besitzen oft selbst kein Auto, leiden aber am meisten unter den Konsequenzen von starkem Verkehr. Daher braucht es Konzepte, die bezahlbaren Wohnraum und Verkehrsberuhigung zusammendenken.

“Es wird keiner mehr im Kiez einkaufen gehen”

Im Gegenteil! Mehr Fussverkehr in einem ruhigen Kiez, durch den man gern spazieren geht, führt zu viel mehr Laufkundschaft. Davon profitieren gerade die kleineren Läden, von denen es in Rixdorf viele gibt. Durchfahrende Autos hingegen, halten auch heute nicht an, um in Rixdorf etwas einzukaufen. Die Geschäfte bleiben weiterhin erreichbar für Leute, die auf das Auto angewiesen sind, da das hineinfahren in den Kiez weiterhin möglich ist.